OE (26. Oktober 2011) zum Marathon-Projekt „Frankfurt-Marathon“

Odenwälder laufen auf Frankfurt-Marathon zu

Leichtathletik: Alljährlich starkes Starterfeld aus der Region wächst 2011 um die Teilnehmer des Dörre-Heinig-Projekts


Auch laufen will gelernt sein, wie die Teilnehmer des Odenwälder Marathon-Projekts mit der ehemaligen Weltklasse-Langstreckenläuferin Katrin Dörre-Heinig (vorne) erfuhren (hier bei einer Koordinations-Trainingseinheit Anfang der Saison auf der Kunststoff-Laufbahn des Erbacher Sportparks). Foto: Sarah von Kutzleben

Schon von der räumlichen Nähe her übt von allen Marathon-Läufen der Frankfurter traditionell die größte Anziehungskraft auf die Odenwälder Sportszene aus. Wenn sich am Sonntag (30.) zum 30. Mal ein vieltausendfüßiger Pulk durch die Mainmetropole bewegt, wird dieser indes noch deutlicher südosthessisch eingefärbt sein als üblich. Denn zu den Gruppen arrivierter Athleten der einschlägigen Vereine mit dem LC Michelstadt in Gelb an der Spitze wird in Rot eine nur von wenigen erfahrenen Läufern durchsetze Runde von Neulingen antreten.

Hervorgebracht haben sie der Skiclub Güttersbach, die Frauen-Laufvereinigung Odenwälder Rennschnecken und die frühere Weltklasse-Läuferin Katrin Dörre-Heinig (Erbach) mit ihrem gemeinsamen Modell eines Marathon-Projekts. „Es sieht so aus, als könnten wir 18 Läuferinnen und Läufer an den Start bringen – und damit, daran besteht nach der Vorbereitung kein Zweifel, auch ins Ziel“, berichtet Mitinitiatorin Sarah von Kutzleben (Güttersbach) über den Stand in der abschließenden Trainingswoche. Ihre Vorfreude allerdings ist insofern nicht ungetrübt, als Verletzungen und Erkrankungen den einen oder anderen weiteren Aspiranten am Dabeisein hindern, darunter ihren Lebensgefährten Matthias Gerlach.

„Angefangen haben wir im zeitigen Frühjahr mit 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmern“, erinnert sich von Kutzleben. Eingedenk dessen, dass zwei von Anfang an die Freude an einem gemeinschaftlichen und gezielten Lauftraining und die Verbesserung ihrer Leistung über kürzere Distanzen im Auge hatten, offenbare die nun absehbare Starterzahl eine starke Identifikation mit dem Vorhaben. „Schließlich sind ja die nun Kranken und Verletzten auch durchgehend bei der Stange geblieben“, so die passionierte Ausdauersportlerin, die zugleich Verständnis für jene wenigen äußert, die im Verlauf des Sommers aufgehört haben.

„Wir alle mussten uns ja erst einmal mit Katrin zusammenraufen, und sie mit uns“, sagte Sarah von Kutzleben. Ansprüche und Stil eines früheren Profis schienen gerade anfangs nur schwer in Einklang zu bringen mit Lebensrhythmus und Trainingsvorlieben von Hobbyläufern. „Im Lauf der Zeit aber haben wir uns aufeinander zubewegt und bald so zusammengefunden, dass aus uns ein verschworener Haufen geworden ist“, erklärt die Initiatorin auch mit Blick auf eine kleine Geburtstagsparty für die Trainerin oder deren Präsenz bei wichtigen Zwischenetappen auf dem Weg nach Frankfurt, etwa im August beim Volkslauf des SC Güttersbach.

Gemeinsam trainiert haben die Marathon-Anwärter in den vergangenen Monaten bis auf die Regenerationsphasen zweimal pro Woche – einmal vor allem zur Kräftigung und Bewegungsschulung, dann zum Tempomachen. Weil das für die Bewältigung von 42,2 Kilometern indes bei weitem nicht genug ist, mussten die Läuferinnen und Läufer auch eine gehörige Portion Eigenverantwortung aufbringen: für weitere per Trainingsplan vorgegebene bis zu drei selbstständige Läufe pro Woche, darunter auch die so wichtigen Dauerläufe bis einige Kilometer über die Halbmarathon-Distanz hinaus. „Dazu haben sich immer wieder einzelne von uns gern mit Gleichgesinnten verabredet“, so von Kutzleben.

Auch daraus sei so etwas wie ein Zusammengehörgkeits- und Laufgefühl entstanden, aus dem sich für viele der Wunsch nach Weitermachen ableite, „vielleicht nicht unbedingt mit dem Aufwand, wie ihn ein Marathon erfordert, aber doch mit ambitionierten Zielen auf anspruchsvollen Strecken“. Daran möge der Verlauf des Marathons am Sonntag nichts ändern.

26. Oktober 2011 |Von Gerhard Grünewald
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